Die Gemeinde Schlangen feiert in 2015 ihr 1.000 jähriges Jubiläum und zur Feier des Jahres verabschieden wir uns zugleich vom Schlänger Bürgerhaus. Laut einem Beschluss des Gemeinderats soll der provisorische Kindergarten am Rennekamp nun in das Bürgerhaus umziehen und dieses entsprechend umgebaut werden.
Bevor ich jetzt mein Unverständnis über diese Entscheidung zum Ausdruck bringe wird noch schnell eine Träne mit Erinnerungen an anstrengende Feiern, tolle Konzerte und spannende Fussballspiele, die ich im Laufe der Zeit im Bürgerhaus erleben durfte, vergossen. In den letzten Jahren war es ja im wahrsten Sinne des Wortes ruhiger um’s Bürgerhaus geworden, nicht zuletzt aufgrund einer Nutzungsbeschränkung bis 22 Uhr (hier soll Schlangen sogar Vorbild für ähnliche bottom up Einschränkungen an einem benachbarten (noch) Bundesliga Stadion gewesen sein). Daher: Mögen sich in Zukunft potentiell verantwortliche Anwohner am fröhlichen Treiben und Kreischen der Kinder amüsieren. Oder ist hier etwa schon einer neuer Konflikt am schwelen?
Aber zurück zum Thema: Ein neuer Kindergarten muss her. Zweifelsohne. Die Hauptschule, ein tolles und modernes Gebäude, steht quasi leer und könnte als Standort für den Kindergarten genutzt werden. Welche rationalen Gründe sprechen dann dagegen, den Kindergarten im Gebäude der Hauptschule einzurichten? Wieso denn unbedingt im benachbarten Bürgerhaus? Baukosten fallen in jedem Fall an, die offene Jugendarbeit zieht ebenfalls in die Hauptschule und würden sowohl Kindergarten und Jugendarbeit in die Hauptschule ziehen, würde nur ein Objekt „zweckentfremdet“. Ich kenne die Beweggründe für die Entscheidung der Ratsmitglieder nicht. Aber laut einem Zeitungsbericht hat die CDU Fraktion (die gegen den Kindergarten im Bürgerhaus votierte) errechnet, dass die Variante Hauptschule sogar kostengünstiger ist. Aber nein, hier wird erstmal richtig Bambule gemacht und den Bürgern gleich das Bürgerhaus genommen. Ich gebe zu, Neujahrskonzerte und Fasching-Events sind nicht die Veranstaltungen, die ich besucht habe, aber das Bürgerhaus ist und war für solche Veranstaltungen sicher die im Ort am besten geeignetste Location. Wo sollen denn in Zukunft ähnlich geartete Veranstaltungen stattfinden? Event-Bestuhlung, Tische etc. lagern wir am besten in der Sporthalle am Rennekamp ein um größere Veranstaltungen zukünftig dort stattfinden zu lassen. Aufgrund der geringen Nutzung der Halle (Nicht.) sicher die beste Alternative. Nicht.
Meiner Ansicht nach ist ein Bürgerhaus (oder besser gesagt eine Mehrzweckhalle) eine Einrichtung, die in einer Gemeinde wie Schlangen in keinem Fall fehlen darf. Möglicherweise werden Kosten, geringe Nutzung, etc. für die Aufgabe des Bürgerhauses als Argumente in die Waagschale geworfen. Aber musste es überhaupt soweit kommen? Zum einen führt natürlich die 22 Uhr Hürde zu einer massiven Nutzungsbeschränkung (wer nächtliche Ruhe will darf auch ruhig nach Kohlstädt ziehen), auf der anderen Seite gibt es bei der Vermarktung des Bürgerhauses sicher noch ganz viel Luft nach oben. Als Ort der Begegnung für Veranstaltungen, Konzerte, Tagungen, Seminare, Konferenzen, insbesondere zur Nutzung durch ortsansässige und benachbarte Wirtschaftsunternehmen wird meiner Meinung nach zu wenig und wenn überhaupt zu lieblos geworben. Ein bisschen Gerhinschmalz verwenden, nach Vorne schauen und ruhig mal modern denken und schon liesse sich aus dem Bürgerhaus etwas machen. Aber mit der Eigenvermarktung ist das eh so eine Sache in Schlangen. Das war schon das Ergebnis eines IHK Wirtschaftsgesprächs in 2013. Das fand übrigens im Bürgerhaus statt 😉 Und wenn man mal wirkliche Visionen für den Standort Schlangen mit seiner Problem-Infrastruktur Bürgerhaus und Hauptschule entwickelt, dann bohrt man bei uns lippischen Sturköpfen auf Granit… Da ich hier nicht noch mehrere Seiten schreiben möchte fasse ich meine persönliche Vision in Keywords zusammen und werde dazu irgendwann mal etwas ausführlicher werden.
Gemeinde Schlangen ~ UNESCO Projektschule ~ Nationalpark ~ Umweltbildungszentrum ~ Forschungszentrum ~ Biosphärenreservat ~ Fachtagungen ~ Klassenfahrten ~ Nationales (Europäisches) Zentrum für Biodiversität ~ Tor zur Senne ~ Nationalpark Tor ~ Schülerlabor ~ Ausserschulischer Lernort
Ich könnte da noch viele Worte aufzählen. Man hätte richtig was aus dem Areal Schulzentrum / Bürgerhaus machen können. EFRE, LEADER und wie sie alle heissen, sie alle hätten Fördermittel dafür. Egal. Wer klein denkt bleibt klein. Und die Moral von der Geschicht: Ein Bürgerhaus brauchen wir ja nicht. Und das Dorfmuseum wird gleich mit wegrationiert.
Ich für meinen Teil vermisse hier Fingerspitzengefühl und Weitblick von meinen gewählten Vertretern. Aber so ist das in einer Demokratie. Dabei wird mir allerdings Angst und Bange, denn wenn der Rat ähnlich dilettantisch an weitere zukunftsweisende Entscheidungen herangeht, dann können wir hier bald das Licht ausmachen (und das, obwohl wir ja den Strom dafür selbst produzieren würden 😉 ). Das Thema Windkraft in der Gemeinde ist die nächste ganz große Baustelle wo die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Absolut nichts gegen Windkraft u.ä. (auch nicht nach dem Motto „Windkraft ist toll, aber nicht vor meiner Tür“), aber unter Berücksichtigung und Analyse der geographischen und topographischen Gegebenheiten unter Einbeziehung von (noch vorhandenen) Regionalentwicklungsperspektiven in der Gemeinde Schlangen darf die Marschroute nur lauten: Flächen für die Windkraft auf das absolut nötigste reduzieren! Ansonsten werden wir uns die eigene Zukunft verbauen. Aber das ist ein weiteres Thema… Ich freue mich schon auf den Bürgerstammtisch von Schlänger Aktiv. Hiermit verbinde ich zwei Hoffnungen: 1. Ich hoffe es ist noch nicht zu spät und der Rat hat erkannt, dass die Windkraft für Schlangen keine Lösung ist und 2. hoffe ich, dass so viele Bürger kommen, dass der nächste Bürgerstammtisch im Bürgerhaus stattfinden muss!