Kurz vor Jahresende, genauer am 30.12.2016, und somit kurz vor dem Inkrafttreten neuer Gesetze, Verordnungen und Vergütungssätzen hat der Kreis Lippe auf dem Bauerkamp, Gemarkung Veldrom, eine neue Windenergieanlage genehmigt.

Mit einer Gesamthöhe von 206,94 m ist dies die zweite gigantische Windkraftanlage (WKA) im Kammbereich Eggegebirge, rund um das Naturschutzgebiet Bielsteinschlucht und Lukenloch, einem beliebten Wander- und Ausflugsziel.

Die Bielsteinschlucht, eine Einsturzdoline sowie das Lukenloch, eine Karsthöhle, resultieren beide aus dem in diesem Bereich extrem stark verkarsteten, also zerklüfteten bzw. löcherigem Kalkgestein im Untergrund. Sicherlich ein durchaus solides Fundament für solch eine Industrieanlage.

Der Genehmigungsbescheid ist an allerlei Auflagen gebunden, die mich in meiner Meinung bestärken, dass eine WKA in diesem hoch sensiblen Bereich, betrachtet man es Nüchtern und unter Einsatz des normalen Menschenverstandes, eigentlich nicht genehmigt werden darf.

Wahrscheinlich weiss nur das Umweltzerstörungsministerium (Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen) in Düsseldorf, weshalb eine undurchdachte Energiewende auf Kosten der hochwertigsten Lebensräume im Lieblingsland planlos, koste es was es wolle, umgesetzt werden soll. Diese und viele weitere WKAs in der Region schützen weder die Umwelt, weder die Natur, noch die Verbraucher. Und ob der Mensch, einer kleiner Baustein im großen Ganzen, ein komplexes System wie das Klima „schützen“ kann sei mal dahin gestellt. Wahrscheinlich lacht das Klima über uns… und vor allem über das Ministerium.

Aber zurück zu den Auflagen, von denen ich nur einige erwähnen möchte (der interessierte Leser findet hier den ausführlichen Genehmigungsbescheid).

Zunächst müssen für die neue WKA drei alte WKAs in gleicher Gemarkung vollständig und ohne Ersatz demontiert werden. Schön und gut, aber wohin mit dem Schrott der drei Anlagen? Windkraftanlagen kann man kaum bis garnicht recyceln. Hier entsteht zunächst mal nur Müll, der gelagert werden muss.

Dann gibt es eine Reihe an Auflagen zum Arbeitsschutz, Immissionen, Schattenwurf, Eiswurf, Brandschutz, Flugsicherheit, Gewässer- und Grundwasserschutz.

Besonders spannend aber sicherlich die naturschutzrechtlichen Bestimmungen, die in massiven Abschaltzeiten der WKA münden. Zum Schutz bestimmter Arten muss der Rotor in folgenden Zeiten abgeschaltet sein:

Abschaltzeitraum Fledermäuse: 1. April bis 31. Oktober, in niederschlagsfreien Nächten eine Stunde vor Sonnenuntergang und endet nach Sonnenaufgang jeweils nur bei Temperaturen von über 10° C (Messung in Gondelhöhe) und Windgeschwindigkeiten bis zu 6 m / sec (10-Minuten-Mittelwert in Gondelhöhe).

Abschaltzeitraum Rotmilan: 15.02. bis einschließlich 15.10. festgelegt, beginnend täglich mit dem Sonnenaufgang und endend mit dem Sonnenuntergang.

Abschaltzeitraum Schwarzstorch: 15.03. bis einschließlich 30.09., beginnend täglich jeweils 1,5 Stunden vor Sonnenaufgang und endend 1,5 Stunden nach Sonnenuntergang.

Abschaltzeitraum Zugvögel: 01.08. bis einschließlich 30.11. (Herbstzug) sowie vom 01.03. bis einschließlich 15.05., ganztägig.

Mal ehrlich, ist es das Wert? Da wird in einem sehr sensiblen Naturraum, der vom Menschen nachhaltig zu Erholungszwecken genutzt wird ein Windriese gebaut, der dann aber die meiste Zeit still stehen muss? Welch ein Irrsinn, was für ein Witz. Wäre es nicht so traurig, man könnte drüber lachen…

Immerhin versäumt man es nicht, den Verlust an Landschaftsbild, die Beeinträchtigung für Erholungsuchende und den Eingriff in den Naturhaushalt an sich, in Geld aufzuwiegen: Als Kompensationsverpflichtung sind vom Betreiber vor Baubeginn 103.551,45 Euro zu zahlen. Na dann. Denn es weiss der dümmste: Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität kann man ebensowenig kaufen wie das, was die Natur in Tausenden und Millionen von Jahren mit Senne, Teutoburger Wald und Eggegebirge geschaffen hat.

Abschliessend dürfen wir uns aber über einen weiteren überdimensionierten und überteuerten Blitzableiter freuen. Leider werden wohl auch auf Schlänger Gebiet weitere folgen. Und so bleibt einmal mehr die alte Weisheit: Guter Rat ist teuer!

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