Mit Teutoburger Wald, Eggegebirge und Senne verfügt die Gemeinde Schlangen über alle Zutaten, sich als erfolgreiche touristische Destination zu platzieren und beachtenswerte ökonomische Wertschöpfung aus dem Tourismus zu generieren. Auch wenn sich der Rat der Gemeinde jüngst gegen eine interkommunale Zusammenarbeit im Rahmen von „Senne für alle Sinne“ ausgesprochen hat, darf man das Thema Tourismus nicht vernachlässigen und sollte zunächst eine eigene kommunale Vision entwickeln.
In einem Schreiben an Bürgermeister Marcus Püster und Kämmerin Stefanie Lübbers werbe ich dafür, dem Thema Tourismus in Schlangen entsprechend Beachtung zu schenken.
Schlangen, 02.09.2021
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Marcus,
sehr geehrte Frau Lübbers,
ich möchte mich kurz zu dem Projekt „Senne für alle Sinne“, bzw. dem Potential für Tourismusentwicklung in Schlangen im allgemeinen, äußern.
Dass der Rat die Kooperationsvereinbarung zw. Hövelhof, Bad Lippspringe und Schlangen zunächst abgelehnt hat ist auf der einen Seite bedauerlich, auf der anderen Seite aber auch richtig und Konsequent. Und zwar aus den Grund, dass man Tourismus in Schlangen nicht nur auf die Senne reduziert darf, sondern dass man zunächst eine ganzheitliche touristische Vision, bzw. ein Entwicklungskonzept für unsere Gemeinde, und die Fülle an touristischen Alleinstellungsmerkmalen entwickeln sollte.
Wie wir alle wissen, sind die Entwicklungsmöglichkeiten für Gewerbe und Industrie in der Gemeinde allein aufgrund der geographischen Gegebenheiten sehr begrenzt. Man kann feststellen, will man sich nicht als reine Schlafstadt für Paderborn positionieren, dass neben einer möglichen Ansiedlung von spezialisiertem Dienstleistungsgewerbe mit minimierten Flächenbedarf, die wesentliche (oder einzige?) Chance für Schlangen im Bereich Tourismus liegt, um zukünftig weitere wirtschaftliche Wertschöpfung zu erzielen. Dass der Tourismussektor dies zu leisten vermag ist Frau Lübbers sicher bestens bekannt, da Tourismus auf Norderney wahrscheinlich eine nicht unwesentliche Rolle spielt.
In jedem Fall sind die Potentiale für Tourismus in Schlangen aufgrund der Gegebenheiten riesig. Senne, Teuto und Egge – als quasi einzige Kommune in der Region haben wir das ganze Portfolio zu bieten und könnten im Wachstumsmarkt Naturtourismus / Umweltbildung ganz oben mitspielen. Und dabei will ich nicht einmal von einem Nationalpark Senne sprechen. Selbst ohne einen solchen Leuchtturm sind die Möglichkeiten gewaltig. Bitte glauben Sie mir, wenn ich Tourismus in Schlangen für einen ungeschliffenen Diamanten halte. Seit mehr als 20 Jahren bin ich beruflich in vielen Ländern zu diesem Thema unterwegs und denke, dass ich weiss, wovon ich spreche.
Aus diesem Grund möchte ich dafür werben, dass sich die Verwaltung dem Thema Tourismusentwicklung annimmt und weit oben auf die Agenda setzt. Es kann für die Gemeinde sicher eine Erfolgsstory werden, auch wenn eine Menge Überzeugungsarbeit nötig sein wird, um die Menschen vor Ort bei dem Thema mitzunehmen, da die Bürger:innen die Schönheiten vor der Haustür meistens als gegeben hinnehmen und den Wert unterschätzen. Aber es kann gelingen! Hövelhof ist dafür ein gutes Beispiel, wo man mit ungleich wesentlich geringerem Potential sich touristisch stark entwickelt hat.
Abschliessend möchte ich noch einmal auf „Senne für alle Sinne“ sowie das Thema Nationalpark zu sprechen kommen. In ihrer Stellungnahme „Landschaftsraum Senne: Wertschöpfung für Tourismus und Naherholung durch die Anrainergemeinden“ spricht meine liebe Freundin und ehemalige Kollegin Susanne Leder zwar von Wertschöpfung, nennt aber keine belastbaren Zahlen zu Wertschöpfung, Beschäftigungszahlen, etc. Ich finde aber, dass es wichtig ist, insbesondere den politisch Verantwortlichen aufzuzeigen, was sich mit Tourismus an Einnahmen erzielen lässt, wie viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, etc. Daher möchte ich auf die Studie „Förderung des Landtourismus NRW – Handlungsorientierte Konzeptstudie über die regionalökonomischen, u. a. touristischen Entwicklungsperspektiven einer Nationalparkregion Senne“ (8 MB) hinweisen. Hier wird die ökonomische Tragweite sehr detailliert dargestellt. Und auch wenn die Studie schon etwas älter ist, hat sie nichts an Aktualität verloren. Im Gegenteil, Binnen- und Naturtourismus erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
In diesem Sinne verbleibe ich mit den besten Empfehlungen und hoffe, dass Tourismus in Zukunft ein wichtigen Baustein in der Gemeindeentwicklung einnimmt.
Für Rückfragen und weitere Informationen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Henning Schwarze