Nichts gegen Vorsorge und ein Bemühen um die öffentliche Sicherheit. Aber ich werde den Eindruck nicht los, dass man sich insbesondere in Ostwestfalen-Lippe doch ziemlich hat infizieren lassen von der zum Teil nervtötenden medialen Panikmache rund um den Orkan Xaver.

Zu einer Zeit, wo der Wind weit unter dem gefühlten Niveau eines typischen nordwestdeutschen Herbsttages liegt, werden Straßen gesperrt, Schulunterricht beendet, Universitäten evakuiert und öffentliche Verwaltungen vorzeitig geschlossen.

Meteorologen haben schon am 4. Dezember darauf hingewiesen, dass bei Xaver nicht die Windgeschwindigkeiten das Problem sein werden, sondern die zu erwartenden Sturmfluten an der Nordseeküste. Dort ist es natürlich richtig und wichtig, alle erdenklichen Vorsichts- und Schutzmaßnahmen zu treffen.

Aber in OWL leben wir doch in einem gewissen geographischen Abstand zur Küste und ich bin schon etwas verwundert über die zum Teil drastischen Maßnahmen, die hier ergriffen wurden. Natürlich, ich hab gut reden und trage ja auch keine Verantwortung für Menschenleben. Dennoch – und das ist ja auch nur meine persönliche Meinung – hat man hier zum Teil überreagiert. Aber auf der anderen Seite müssen die nicht unerheblichen Investitionen in Warnsysteme, Vorhersagen und Maßnahmen etc. ja auch gerechtfertigt sein und man will dem Bürger zeigen was man kann und hat. Auch in den sozialen Medien wurde heute ordentlich von offizieller Seite getrommelt, auch hier zeigt man jetzt öffentlichkeitswirksam Präsenz. Überhaupt, für die Medien ist es, wie so oft, Anlass für Panikmache, überzogene Meldungen und eine Flut an Spezialsendungen – also Quote und Geld.

Wenn wir zukünftig bei jedem Sommergewitter, jeder Windböe und bei einer Schneehöhe ab 2 cm in Panik verfallen und das öffentliche Leben lahmlegen, dann mal Gute Nacht. Früher war das meiner Ansicht nach alles etwas lockerer, weniger dramatisch und wir leben dennoch. Als ich damals mit Kumpel Oli bei stärkstem Eisregen und zu Boden krachenden Bäumen im Langen Tal unterwegs war hat uns kein KATWARN davor gewarnt und wir haben uns nicht im Haus verbarrikadiert. Wir haben in der Natur ihre Stärke erleben dürfen und dabei etwas gelernt. Wenn ein Sommergewitter aufzog, dann hat uns BumBum aus dem Wasser des Freibads gescheucht und der DWD nicht gleich bei den ersten drei Blitzen eine Unwetterwarnung herausgegeben.

Es mag ja sein, dass der Klimawandel für mehr Extremereignisse sorgt, mag aber auch sein, dass wir Naturgewalten aufgrund der medialen Aufbereitung einfach extremer wahrnehmen und hier eine Bedrohungskulisse heraufbeschworen wird. Ich hoffe nur, dass ich mal im Falle eines wirklichen Unwetters gegenüber den Warnmeldungen und dem Dröhnen des KATWARN-Sounds nicht abgestumpft bin.

In diesem Sinne den Menschen an der Küste viel Glück heute Nacht und am Freitag. Und denkt daran, der beste Küstenschutz ist eine natürliche Düne mit ihrer Vegetation und eine intakte Intertidalzone. Bei uns im Binnenland kommen Hochwassergefahren ja weniger vom Meer, als von extremen Niederschlagsereignissen und entsprechenden Großwetterlagen. Hier soll übrigens ein intakter, natürlicher Mischwald ebenso effektiv sein wie millionenschwere Rückhaltebecken und sonstige Hochwasserschutzmaßnahmen. Aber wem sag ich’s. Beim nächsten Schnee kann ich meinen Sohn noch immer nicht mit dem Schlitten in den Kindergarten ziehen, weil ab einer Schneedecke von 0,5 Millimetern diese massiv mit Streusalz vernichtet wird.

PS: Ich lehne mich natürlich nur so weit aus dem Fenster, weil der DWD alle Unwetterwarnungen für OWL aufgehoben hat 😉

 

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