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Meine Stellungnahme zur 14. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Schlangen

Wo geht der Weg hin? Die Gemeinde Schlangen am Scheideweg? Zum Thema Windkraft in Schlangen habe ich meine Meinung und habe diese im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit als Stellungnahme bei der Gemeindeverwaltung eingereicht. Ich bin sehr gespannt, wie es mit dem Thema weitergeht. Hoffentlich in die richtige Richtung…

Gemeindeverwaltung Schlangen
Im Dorfe 2
33189 Schlangen

Meine Stellungnahme zur 14. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Schlangen

Im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 (1) Baugesetzbuch (BauGB) für die 14. Änderung des Flächennutzungsplanes auf der Grundlage der Potenzialanalyse Windenergie und den Suchräumen gebe ich hier meine Stellungnahme ab.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich beantrage bei der Änderung des Flächennutzungsplanes „Windenergie Schlangen“ folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen:

Die Gemeinde Schlangen nimmt mit ihrer geographischen Lage am Ostrand der münsterländischen Bucht, im Übergangsbereich von Teutoburger Wald und Eggegebirge sowie im Übergangsbereich zwischen Hochfläche, Mittelgebirge und der fließgewässerreichen Tiefebene der Senne eine Sonderstellung ein.

Das landschaftliche Ensemble und die daraus resultierende naturräumliche Ausstattung führen dazu, dass die Gemeinde Schlangen im Zentrum einer schützenswerten Landschaft liegt, die unter Berücksichtigung von Geologie, Geomorphologie und Biodiversität von internationaler Bedeutung und europaweit einzigartig ist.

Grundsätzlich sollte im genannten Suchraum der Schutz der Landschaft und des Naturraums oberste Priorität genießen, um auch auf regionaler Ebene der globalen Verantwortung nachzukommen und der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung Rechnung zu tragen. Darüber hinaus wird eine intakte Natur- und Kulturlandschaft, in und um die Gemeinde Schlangen, positive Entwicklungsperspektiven für die Gemeinde, aber auch für Ostwestfalen-Lippe ingesamt, ermöglichen.

Es gilt hierbei noch einmal zu unterstreichen, dass das Gebiet der Gemeinde Schlangen, an der Nahtstelle zweier bedeutsamer Mittelgebirge und im Übergangsbereich zur Sennelandschaft, eine absolute Sonderstellung einnimmt und für zukünftige Entwicklungsperspektiven, unter Berücksichtigung von Naturschutz, Lebensqualität und Tourismus, eine Schlüsselposition einnimmt. Maßnahmen, die deutlich in das Landschaftsbild und die naturräumlichen Prozesse eingreifen, wie Beispielsweise die Errichtung von Windkraftanlagen, werden sich negativ auf zukünftige Entwicklungen auswirken bzw. diese völlig blockieren.

Der Wert der Landschaft in der Gemeinde Schlangen ist nicht zuletzt durch eine Vielzahl bereits vorhandener Schutzgebiete, wie Landschaftsschutzgebiete, FFH-Gebiete, Naturschutzgebiete, Wasserschutzgebiete, Bereiche zum Schutz der Natur, etc. gekennzeichnet. Unter Berücksichtigung dieser ausgewiesenen Schutzgebiete und unter Einbeziehung der Präsenz zahlreicher Rote-Liste-Arten sowie im Suchraum nachgewiesener Schlüsselarten wie Rotmilan und Schwarzstorch, muss in Konsequenz grundsätzlich vom Bau von Windkraftanlagen auf dem Gebiet der Gemeinde Schlangen abgesehen werden.

Des Weiteren würde die Errichtung von Windkraftanlagen im Suchraum weitere Entwicklungen hinsichtlich Schutzstatus und Erhalt der Biodiversität hemmen bzw. verhindern. Für Teutoburger Wald, Eggegebirge und Senne ist im Rahmen von Gutachten eindeutig eine Nationalparkwürdigkeit der genannten Gebiete belegt. Im Jahr 1991 beschloss der Landtag NRW einstimmig, die Senne als Nationalpark auszuweisen, falls die militärische Nutzung enden sollte. Dieser Beschluss ist weiter gültig und es ist bekannt, dass die britischen Streitkräfte OWL zeitnah verlassen werden. Die im Jahr 2010 gewählte und 2012 wiedergwählte NRW Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt die Senne als Nationalpark auszuweisen. Aktuell laufen große Anstrengungen des NRW Umweltministeriums, die zu diesem Ziel führen sollen. Bei einem Besuch in der Senne im Frühjahr 2015 hat Bundesumweltministerin Barbara Hendricks bestätigt, dass der Nationalpark Senne kommen wird. Auch eine Stellungnahme von EUROPARC Deutschland e.V., dem Dachverband der nationalen Naturlandschaften, kommt in einer aktuellen Stellungnahme zu dem Ergebnis: „Diese differenzierte und reich strukturierte, von unterschiedlichster Geologie geprägte Landschaft würde das Spektrum der deutschen Nationalparks um eine wertvolle Naturlandschaft bereichern und ergänzen. Dieses Ziel zu erreichen ist alle Anstrengungen wert und gibt der Landesregierung zur Erfüllung der Landtagsbeschlüsse „Nationalpark Senne“ eine besondere Aufgabe und Verantwortung.“ Bei der Ausweisung der Senne als Nationalpark kommt der Gemeinde Schlangen als flächenmäßig größter Grundbesitzer am jetzigen Truppenübungsplatz eine besondere Verantwortung zu. Insbesondere gilt es dabei zu berücksichtigen, dass eben die naturräumliche Verzahnung von Sennelandschaft mit Teutoburger Wald und Eggegebirge die vorhandene Biodiversität erst ermöglicht. Eine Errichtung von Windkraftanlagen in den Suchräumen in der Gemeinde Schlangen würde eine massive Beeinträchtigung dieser landschaftsräumlichen Verzahnung bedeuten und die natürlichen Prozesse nachhaltig beeinträchtigen, zerschneiden bzw. zerstören. In Verantwortung für den Erhalt dieses europaweit bedeutsamen Hotspots der Biodiversität sollte daher unbedingt von der Errichtung von Windkraftanlagen abgesehen werden, da diese dem erwähnten Landschaftsensemble einen Irreparablen Schaden zuführen werden. Neben der Sennelandschaft im Westen der Gemeinde Schlangen spielen auch die Buchenwälder im Osten des Gemeindegebiets und im Bereich Bad Lippspringe / Altenbeken eine besondere Rolle im Mosaik der Naturräume, denn dort entsteht aktuell im Rahmen des Projekts „Naturerbe Buchenwälder OWL“ ein Urwald. Ein Gebiet von ca. 2600 Hektar Rotbuchen-Wald ist aufgrund der nachhaltigen forstlichen Bewirtschaftung in einem so guten Zustand, dass das Land NRW diese Bereiche im Eggegebirge seiner natürlichen Entwicklung überlässt. Dort entsteht ein „Urwald von morgen“. Nordrhein-Westfalen, insbesondere Teutoburger Wald und Eggegebirge, sind Zentrum des natürlichen Rotbuchen-Vorkommens. Daher obliegt der Region eine besondere Verantwortung für dieses wertvolle Naturerbe. Für die Zukunft ist es denkbar und empfehlenswert, dass die Wildnisgebiete OWL eine Erweiterung des UNESCO Weltnaturerbe Buchenwälder bilden. Das Welterbekomitee der UNESCO hat 2011 auf seiner 35. Sitzung entschieden, die „Alten Buchenwälder Deutschlands“ als Erweiterung der Welterbestätte „Buchenurwälder der Karpaten“ in die Welterbeliste aufzunehmen. Hierzu gehören beispielsweise die Buchenwälder im Nationalpark Kellerwald-Edersee (Hessen). Eine Erweiterung durch die Flächen in NRW wäre nicht nur logisch sondern konsequent. Die Anerkennung als Welterbestätte würde für die Gemeinde Schlangen und die Nachbarkommunen enorme regionalökonomische Entwicklungsperspektiven freisetzen. Die Errichtung von Windkraftanlagen in Suchräumen in unmittelbarer Nähe der Wildnisgebiete würden dieser wünschenswerten Entwicklung allerdings massiv entgegenstehen.

Neben der Betrachtung von Landschafts- und Naturschutz im Rahmen der Ausweisung von Vorrangflächen für die Windkraft spielen natürlich auch Fragen zur Regionalentwicklung eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich bieten sich in der Gemeinde Schlangen nur beschränkte Entwicklungsmöglichkeiten hinsichtlich der Ansiedlung von Gewerbe und Industrie. Dies ist zum einen den landschaftlichen, insbesondere den geologischen und geomorphologischen, Gegebenheiten geschuldet, die vorhandene Fläche für Industrieansiedlungen limitieren. Im OWL weiten Kontext sollte dies aber auch keine größere Rolle spielen, da es letztendlich geeignetere und attraktivere Gebiete zur Gewerbe- und Industrieentwicklung gibt. Gewerbeansiedlungen im Bereich weniger flächenintensiver Unternehmen sind selbstverständlich möglich und positiv (z.B. IT und Dienstleistungsunternehmen). Der Gemeinde Schlangen kommt allerdings vorrangig eine grundlegende Bedeutung als „lebenswerter“ Wohnort für die Oberzentren Paderborn, Detmold und Bielefeld zu. Dies belegt auch die Entwicklung der Gemeinde, die aktuell entgegen dem demographischen Wandel läuft. Die Gründe liegen mit einer guten Verkehrsanbindung und insbesondere aufgrund des attraktiven und vitalen Wohnumfelds auf der Hand. Eingebettet in intakter Natur bietet die Gemeinde Schlangen alles, was beispielsweise für Fachkräfte ausschlaggebend ist, sich hier mit der Familie niederzulassen. Gebot sollte es bei der zukünftigen Entwicklung der Gemeinde Schlangen daher sein, spezialisierte Unternehmen anzusiedeln, insbesondere Flächen für Wohnbebauung bereitzustellen um das Wachstum zu fördern und eben das positive landschaftliche Umfeld zu erhalten. Die Ausweisung von Windkraftanlagen würde nicht nur mögliche Bebauungsflächen reduzieren, sondern einen massiven Einschnitt von Lebensqualität bedeuten. Der Verlust an Lebensqualität in der Gemeinde Schlangen würde dazu führen, dass Schlangen schon in kurzer Zeit von den Folgen des demographischen Wandels betroffen wäre, mit all seinen negativen Konsequenzen. Auf der anderen Seite bieten natürlich die Ausweisung eines Nationalparks Senne und die Wildnisgebiete OWL enorme Anreize und Chancen das Potential der Gemeinde zu fördern und zu entwickeln. Schon jetzt spielen Naherholung, Tourismus und Umweltbildung eine wichtige Rolle in der Gemeinde und in ihrem Umfeld. Beispielsweise zählen die Wanderwege in der Gemeinde Schlangen zu den attraktivsten in OWL. Windkraftanlagen würden diesen Stellenwert stark beeinträchtigen. Aber eine Fokussierung auf nachhaltigen Tourismus und Fremdenverkehr, insbesondere unter Berücksichtigung eines zukünftigen Nationalparks, bieten für die Gemeinde Schlangen als „Tor zum Nationalpark“ enorme Entwicklungspotentiale in den Bereichen Dienstleistungen, Beherbergung, Gastronomie und weiterer touristischer Infrastruktur. Die Lebensqualität in der Gemeinde wäre für die kommenden Generationen gesichert und wirtschaftliches Wachstum kann aktiv gefördert und sichergestellt werden.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Entwicklung der Gemeinde Schlangen nur unter Bewahrung des aktuellen naturräumlichen Status quo in seiner jetzigen attraktiven Form möglich ist. Eine wirtschaftliche Entwicklung unter Berücksichtigung eines Nationalparks Senne und der touristischen Inwertsetzung von Teutoburger Wald und Eggegebirge bietet zusätzlich Wachstumspotential, während die Ansiedlung von Windkraftanlagen auf Gemeindegebiet lediglich negative Effekte für Natur und Mensch bietet.

In den letzten Jahren wurden in der Region beachtliche Fördermittel in die Entwicklung von Naturschutz, Umweltbildung und umweltverträglichem Tourismus investiert. Beispielhaft seien hier nur LEADER-Bewerbungen, EFRE Projekte, Landesgartenschau 2017, Dünen.Leben Augustdorf, Naturpark-Projekte und das europäische Wanderkompetenzzentrum genannt. Diese Projekte steigern die Attraktivität der Region und stärken den ländlichen Raum. Die Gemeinde Schlangen, das Tor zum Teutoburger Wald und Senne, kann bei ihrer Entwicklung von dieser strategischen Ausrichtung der Region enorm profitieren.

Aus den dargestellten Gründen bin ich grundsätzlich gegen die Errichtung von Windrädern in den Suchräumen in der Gemeinde Schlangen, da diese die wichtigste Resource der Gemeinde, die Naturlandschaft, und somit sämtliche Entwicklungsperspektiven für die Gemeinde Schlangen zerstören.

Mit freundlichen Grüßen

Henning Schwarze

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